Der Umgang mit sensiblen Themen
Als Bildungsverlag ist es Ernst Klett Sprachen ein fundamentales Anliegen, mit unserem Leseprogramm gegen jegliche Art der Diskriminierung, Ausgrenzung etc. zu wirken. Unsere sorgfältig ausgewählten Textangebote stellen einen wesentlichen Beitrag dazu dar.
Wir sehen unseren Auftrag u.a. darin, kritische Meinungsbildung im Unterricht zu fördern.
Um diese bei Schülerinnen und Schülern zu initiieren, ist ein offener Diskurs im Unterricht, der ein Hinterfragen, die Schärfung des Bewusstseins oder ein Umdenken bewirken kann, unverzichtbar. Dafür ist es jedoch fast unumgänglich, Missstände und sensible Themen in den Texten zu benennen, gedachtes und gesprochenes Wort im Wortlaut zuzulassen und zur Diskussion zu stellen.
Sensible Themen – ohne explizite Inhaltswarnungen?
In unseren Redaktionen haben wir uns intensiv mit dieser Frage beschäftigt und uns letztlich aus den folgenden Gründen dagegen entschieden, so etwas wie eine Triggerwarnung an den Anfang unserer Texte zu stellen:
Lassen sich überhaupt alle sensiblen Themenfelder antizipieren und benennen?
Kennen wir als Verlag oder Sie als Lehrkraft die individuellen „Trigger“ der einzelnen Schülerinnen und Schüler wirklich?
Reduzieren Warnhinweise komplexe Texte nicht auf einzelne Stichworte und Etikette und beeinflussen so die Rezeption?
Lediglich bei den Themen Suizid und Verlust einer nahestehenden Person haben wir uns dazu entschieden, eine Triggerwarnung voranzustellen, insofern diese Themen den Text maßgeblich prägen.
Ihre Expertise als Lehrkraft
Das entscheidende Argument für einen Verzicht auf stichwortartige Inhaltswarnungen aber ist die Tatsache, dass wir sicher sein können, dass die Lektürearbeit im Unterricht durch Ihre Kompetenz als Lehrkraft stets begleitet wird: Sie wählen den Text aus, steuern den Diskurs im Unterricht, können Fragen, kritische Aspekte und Haltungen explizit aufgreifen, thematisieren und die Rezeption entsprechend kritisch hinterfragen. Gerade auch bei inzwischen historischen Texten, wo dies aus heutiger Sicht zwingend notwendig ist.
Die Literatur ist reich an Figuren, deren Perspektiven heutige Leserinnen oder Leser kaum noch teilen können, Katastrophen und Grausamkeiten sind häufig ihr Gegenstand. Doch das Vorkommen von Gewalt in der Kunst mit einer persönlichen Gewalterfahrung gleichzusetzen, würde das, was Kunst leisten kann, quasi auf das Leben reduzieren.
Kritische Meinungsbildung und Demokratiebildung verstehen wir als Bildungsauftrag, der durch Kontroverse und Auseinandersetzung am Lernort Schule stattfinden muss. Das Wissen über andere Haltungen und Perspektiven befördert Sensibilität und Empathie.
Als Verlag unterstützen wir diese Auseinandersetzung bestmöglich: Für Schülerinnen und Schüler durch die Didaktisierung unserer Ausgaben mit Annotationen und erläuternden Vor- oder Nachworten. Für Sie als Lehrkraft durch umfangreiche Unterrichts- und Zusatzmaterialien.
Lesen fürs Leben
Der Leitsatz unserer Initiative entfaltet gerade im Umgang mit sensiblen Themen seine volle Wirksamkeit: Denn wir sehen in der vertieften Beschäftigung mit komplexen Themen, Perspektivwechseln und der Fähigkeit, sich auch darauf einzulassen, die Grundvoraussetzung für eine wirksame Diskurskultur in einer funktionierenden Demokratie!