von Michaela Strobel
In einer Welt voller Smartphones, Tablets und E-Books stellt sich die Frage: Haben Bibliotheken noch einen Platz in unserer digitalen Gesellschaft? Braucht man noch Bücher und findet man vielleicht sogar noch anderes außer diesen, wenn man heute eine Bibliothek besucht?
Herausforderungen für Bibliotheksarbeit
Bibliotheken stellen im Kontext der Leseförderung einen der wesentlichen Akteure in der außerschulischen Bildungsarbeit dar. Der Begriff des „Lesens“ muss heute weiter gefasst werden und darf nicht auf das reine Lesen von Büchern beschränkt werden. Der Erwerb von Lesetechniken muss erweitert werden auf die verschiedensten digitalen Medien. Dabei muss neben der Leseförderung als solcher die Vermittlung von Medienkompetenz ein ganz wesentliches Ziel sein.
Bibliotheken für Kinder und Jugendliche findet man an vielen Orten, neben den großen Stadtbibliotheken, die häufig spezielle Kinder- und Jugendbereiche haben, auch kleinere Bibliotheken. Auch viele Schulen haben heute eine eigene Schulbibliothek oder Klassenbibliotheken.
Gerade die Kinder und Jugendlichen der Gen Z, die Digital Natives, die technologieaffin sind, aufgewachsen mit digitalen Medien und Computern dürfen nicht verloren gehen, wenn es um die Nutzung von Bibliotheken geht, denn sie sind – sollen Bibliotheken nicht aussterben – nicht nur die heutigen, sondern auch die künftigen Nutzer.
Konkurrieren müssen Bibliotheken, die ursprünglich vielen Nutzern Zugang zu Büchern schaffen wollten inzwischen mit vielen anderen Medien.
Doch handelt es sich dabei tatsächlich um eine Konkurrenz? Oder stellt es nicht vielmehr eine Ergänzung dar?
Was Bibliotheken heute im Kinder- und Jugendbereich leisten müssen
Die Aufgabe von Bibliotheken in der heutigen Gesellschaft und damit auch, was Kinder- und Jugendarbeit angeht, hat sich gegenüber vergangener Jahrzehnte tiefgehend verändert: weg von der traditionellen Büchersammlung hin zu multimedialen Wissenszentren.
Wie Bibliotheken diesem Wandel gerecht werden:
- Auswahl altersgerechter Medien
Bibliotheken müssen ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Medien anbieten, das auf die Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen zugeschnitten ist. Dies umfasst nicht nur Bücher, sondern auch digitale Medien, Zeitschriften und Spiele.
- Innovative Veranstaltungskonzepte
Um Kinder und Jugendliche anzusprechen, müssen Bibliotheken kreative und interaktive Veranstaltungsformate entwickeln. Dies können Workshops, Lesungen, Medienprojekte oder thematische Veranstaltungen sein, die auf die Interessen und Bedürfnisse der jungen Zielgruppe abgestimmt sind. Dabei ist es wichtig, die Kinder und Jugendlichen aktiv in die Planung und Durchführung einzubeziehen, um ihre Partizipation zu fördern.
- Förderung von Bildung und kultureller Teilhabe
Bibliotheken spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung von Bildung und kultureller Teilhabe. Gerade kinder- und Jugendbibliotheken zählen dabei mit zu den wichtigsten Akteuren der außerschulischen Bildungsarbeit. Sie bieten einen niedrigschwelligen Zugang zu Wissen und Information und unterstützen lebenslanges Lernen. Nicht jedes Kind oder jeder Jugendliche hat zuhause Zugang zu Computer oder Internet. Durch gezielte Programme zur Lese-, Medien- und Informationskompetenzförderung tragen Bibliotheken zur Bildungsgerechtigkeit bei und ermöglichen allen Bevölkerungsgruppen die Teilhabe am kulturellen Leben.
- Verfolgung der nachhaltigkeitsziele der UN
Mit zahlreichen Projekten leisten Bibliotheken einen wertvollen Beitrag zur Erfüllung der 70 Nachhaltigkeitsszene der UN-Agenda 2030.
Wie Bibliotheken sich an die veränderten Realitäten anpassen
Sieht man sich die Bibliothekslandschaft an, so waren noch vor wenigen Jahren Bibliotheken aus anderen – vor allem skandinavischen Ländern, z.B. Aarhus, die großen Vorbilder.
Heute ist es nicht mehr nötig, ins Ausland zu schauen. Auch innerhalb des Landes findet man zahlreiche Bibliotheken mit sehr guten Konzepten und herausragende Beispiele, wie Bibliotheksarbeit heute aussehen kann.
Bibliotheken zählen zu den sogenannten Third Places, Orten im öffentlichen Raum, die Begegnungen unterschiedlichster Art ermöglichen.
Häufig sind sie schon rein äußerlich architektonisch herausragende Objekte. Räumlich unterscheiden sie sich von dem, was man von früher kennt: lange Regalreihen, in denen Buchrücken an Buchrücken steht.
Heute findet man in Bibliotheken moderne Raumkonzepte, die aufgeteilt sind in unterschiedliche Bereiche, die sowohl funktional als auch anregend sein sollen:
- flexible Leseecken mit bequemen Sitzmöglichkeiten
- kindgerechte, farbige Gestaltung
- interaktive Lernlandschaften
- Bereiche zum Chillen und Entspannen in lockerer Atmosphäre
- gut ausgestattete Computerarbeitsplätze
- frontale Präsentation der Medien
- klare Abgrenzung der unterschiedlichen Altersgruppen
- Schaffung von Zonen für unterschiedliche Aktivitäten und Veranstaltungen
Ausblick
Bibliotheken haben gerade in der Kinder- und Jugendarbeit in den letzten Jahrzehnten große Veränderungen durchlebt, weg vom reinen Ausleihbetrieb für Bücher hin zum modernen multi-medialen Wissensvermittler und Treffpunkt. Viel innovative Arbeit war nötig und wird weiterhin nötig sein. In unserer sich schnell verändernden Welt müssen auch Bibliotheken sich immer wieder neu erfinden. Dass dies in hervorragender Weise an vielen Stellen gelungen ist, kann man in diesem Beitrag nachlesen. Man darf auf viele weitere kreative Ansätze gespannt sein.
