Globale Texterfassungsstrategien in den vereinfachten Lektüren des ELi-Verlages

Lesen, gleich welcher Art, hat unzählige Vorteile: Es aktiviert das kritische Denken und die kognitiven Fähigkeiten, es entwickelt Empathie, regt die Kreativität an, fördert die Konzentration, erweitert das Wissen, hilft Fragen zu stellen und wichtige Ideen zusammenzufassen. Darüber hinaus trägt das Lesen in einer Fremdsprache dazu bei, diese auf unterhaltsame Weise zu erlernen. In diesem Artikel möchten wir zwei Strategien zur globalen Texterfassung vorstellen: das intensive und das extensive Lesen.

Der renommierte ELi-Verlag, spezialisiert auf die Entwicklung von didaktischen Materialen für den Fremdsprachenunterricht, ist sich dieser grundlegenden Bedeutung des Lesens bewusst. Doch dabei werden nicht nur die sprachlichen Fertigkeiten gefördert, es gibt auch positive Einflüsse auf die kognitive und emotionale Entwicklung des Individuums, hin zum mündigen Bürger. Deshalb ist jedes Lektürebuch das Ergebnis eines sorgfältigen Auswahlprozesses: Die Themen und sprachlichen Inhalte müssen den Interessen der Lernenden entsprechen und die Vorgaben der Lehrpläne berücksichtigen, die Illustrationen dienen der didaktischen Unterstützung des Gelernten und regen ständig zum Nachdenken und Vergleichen an. Die ELi-Lektüren, die in den Sprachen Englisch, Deutsch als Fremdsprache, Französisch, Italienisch, Spanisch, Chinesisch und Russisch erhältlich sind, lassen sich je nach den Bedürfnissen von Lehrenden und Lernenden vielseitig einsetzen. Sie eignen sich sowohl für das extensive Lesen, als auch für das intensive Lesen, wobei jede Form des Lesens einem anderen Zweck dient. Man kann das extensive Lesen als „Lesen, um zu lernen“ definieren, das intensive Lesen dagegen als „Lesen lernen“.

Wenn man liest, um zu lernen (extensiv), tut man es aus reinem Vergnügen, der Inhalt steht im Vordergrund, die Motivation ist die einfache Freude am Lesen, die zu einem persönlichen Bedürfnis wird. Wenn man zur persönlichen Unterhaltung liest, interessiert man sich nicht so sehr für grammatikalische oder andere Regeln, die den kommunikativen und emotionalen Fluss unterbrechen könnten, sondern man erlebt die Handlung „hautnah“, fühlt sich in die Persönlichkeiten der Figuren und die verschiedenen historischen und kulturellen Kontexte ein. Die angebotenen Texte sind an das jeweilige Niveau angepasst, aber es wird versucht, übermäßige Vereinfachungen zu vermeiden, die die Poetik der Sprache verändern würden. Bei dieser Art von Lektüre fühlen sich die Leserinnen und Leser wohl, wenn sie lange Texte lesen, die sie entsprechend ihren Interessen, ihren sprachlichen Fähigkeiten und den vorgeschlagenen Themen auswählen können. Diejenigen, die ein Buch in einer Fremdsprache extensiv lesen, gehen gerne das Risiko ein, nicht alle Begriffe zu verstehen, sondern versuchen diese später aus dem Kontext abzuleiten und zu vertiefen; so werden sie zu flüssigen und sicheren Lesern.

Beim „Lesenlernen“ oder intensiven Lesen, handelt es sich um eine vertiefte Lektüre für das Studium, bei der sich die Lernenden auf die grammatikalische und lexikalische Analyse, den kommunikativen Aspekt, Verständnisfragen zum Inhalt, den Satzbau und die Übersetzung konzentrieren. Die verschiedenen Aktivitäten finden im Allgemeinen unter Anleitung eines Lehrenden im Unterricht oder als Hausaufgaben statt.

Intensives Lesen ist eine detaillierte, also konzentrierte Art des Lesens. Es braucht Zeit, da es sich in der Regel um ein langsames und reflektierendes Lesen handelt, bei dem das Textverständnis und die Sicherung des Gelernten im Vordergrund stehen. Diese Art des Lesens ist förderlich, wenn man sich Informationen und Grammatikregeln einprägen möchte, um sie dann in anderen Kontexten anwenden zu können und selbständig über diese verfügen zu können. In dieser Situation haben die Leserin und der Leser den Vorteil, dass bestimmte Textpassagen mehrmals gelesen werden und eine Vorentlastung stattfindet. Der Sinn des Textes wird so besser erfasst und es gelingt, Informationen aus verschiedenen Abschnitten des Textes zu integrieren, um ein angemessenes Verständnis des gesamten Textes zu gewährleisten.

Die ELi-Lektüren eignen sich sowohl zum intensiven, als zum extensiven Lesen. Wenn die Lernenden kürzere Abschnitte lesen, sich die Grammatikregeln zu eigen machen und alle neuen Vokabeln sofort auswendig lernen möchten, lesen sie intensiv. Diese Lernenden widmen sich auch den Referenzaktivitäten nach jedem Kapitel (Leseverständnis, Wortschatz, Grammatik, Fertigkeiten usw.) und studieren auf jeder Seite alle nicht der Niveaustufe entsprechenden Vokabeln, die in einem Glossar aufgeführt sind. Die zusammenfassenden Anmerkungen zum Inhalt am Rande des Textes helfen ihnen beim Textverständnis, die Abbildungen mit ihren jeweiligen Bildunterschriften werden als eine wichtige Hilfe wahrgenommen.

 

Wenn die Lernenden es hingegen vorziehen, die Lektüren ohne Unterbrechungen zu lesen (extensiv), können alle Aktivitäten zum Textverständnis einfach übersprungen werden. Auch durch einzelne unbekannte Wörter oder Konstruktionen lassen sich diese Leserinnen und Leser nicht den Spaß am Lesen nehmen.

Beim Fremdsprachenlernen ist die Auswahl des angemessenen Sprachniveaus sicherlich einer der wichtigsten Faktoren für den Lernerfolg und das Lesevergnügen. Beim intensiven Lesen kann das Niveau etwas über den aktuellen Fähigkeiten liegen, beim extensiven Lesen sollte es gerne etwas darunter liegen. Mit der Modalität des intensiven Lesens kann man also gut Neues erlernen und ein höheres Sprachniveau anstreben, das extensive Lesen eignet sich vor allem für die Konsolidierung und das Flüssigkeitstraining, dient der Motivation und verschafft den Lernenden Sicherheit und Erfolgserlebnisse.

Die ELi-Lektüreserien sind im Laufe der Jahre von vielen renommierten Institutionen ausgezeichnet worden, so z. B. vom British Council mit dem „ELTons Award“ für die „Real Lives“-Reihe oder mit dem „LLL Award“ der Extensive Reading Foundation. Das Wichtigste jedoch ist, Lernenden die Freude am Lesen zu geben, in jedem Alter und an jedem Ort. Oder um es mit den Worten von Lamberto Pigini, dem Gründer des ELi-Verlages, zu sagen: „Nulla dies sine linea“ – „Jeden Tag eine Seite“.