von Michaela Strobel
Wenn man sich auf die Suche begibt, was die deutsche Bibliothekslandschaft 2025 zu bieten hat, ist man zuerst einmal erschlagen ob der unzähligen kreativen und innovativen Beispiele und Ideen.
Steigt man dann tiefer in die Materie ein, bekommt man vor allem eines: Lust, selbst noch einmal Kind oder Jugendlicher zu sein, so vielfältig und spannend ist das Angebot, das dort auf diese Zielgruppen wartet.
Bibliotheken als Third Places
„Als niedrigschwellige konsumfreie Orte bieten sie (die Bibliotheken) für alle Menschen Zugang zu Bildung und Kultur.“ so der Deutsche Bibliotheksverband in seinem Grundlagenpapier zur Sonntagsöffnung vom August 20203.
Bibliotheken stellen somit einen generationen- und kulturenübergreifenden Treffpunkt für alle dar, welcher gerade für Jugendliche aufgrund seiner Konsumfreiheit einen geeigneten Ort darstellt, an dem sie sich treffen und austauschen können.
Die Rolle der Bibliotheken hat sich im digitalen Zeitalter ganz klar gewandelt. Der Fokus liegt auf innovativen Angeboten für Kinder und Jugendliche, die weit über das Ausleihen von Büchern hinausgehen. Zugriff hat man neben diesen auf Ebooks und digitale Hörbücher, Lernapps und Bildungssoftware. Digitale Schnitzeljagden werden angeboten, daneben Lesungen und kulturelle Veranstaltungen von enormer Bandbreite. Man findet dort aber auch zunehmend interaktive Lernumgebungen, Makerspaces, Robotic-Werkstätten sowie Kursangebote zu 3-D-Druck und Coding.
Kooperationen und Partnerschaften als wichtige Voraussetzung
Bibliotheken, die in ihrer Arbeit erfolgreich sind, kooperieren oft eng mit Schulen, Kindertageseinrichtungen sowie Bildungspartnern der außerschulischen Bildungsarbeit wie Museen, weiteren kulturellen Einrichtungen, Verlagen und Autoren. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu niedrigschwelliger Bildung im Allgemeinen und Leseförderung im Besonderen.
Beispiele, was man heute als Kind oder Jugendlicher in Bibliotheken erleben kann:
Befasst man sich näher mit dem Thema, findet man dort Aktivitäten und Angebote von enormer Bandbreite und Kreativität. Die Liste der Best Practices könnte unendlich sein. Exemplarisch können nur einige wenige aufgeführt werden:
Über die unvorstellbare Zahl von ca. 130.000 Medien verfügt die Kinder- und Jugendbibliothek „Hallescher Komet“ in Berlin. Sie ist damit die größte Kinder- und Jugendbibliothek Deutschlands. Ein Lesegarten und eine mongolische Jurte bieten den Rahmen für gemütliche Vorlesestunden aber auch Raum, um alleine zu lesen. Das Angebot geht jedoch mit zahlreichen Veranstaltungen weit darüber hinaus und in den digitalen Bereich hinein.
Die Internationale Jugendbibliothek in München beherbergt die größte Sammlung internationale Kinder- und Jugendliteratur der Welt. Man findet dort Kinder- und Jugendbüchern in über einhundert Sprachen. Es gibt einen bunten Strauß an Angeboten mit Lesungen, Ausstellungen, Führungen, Workshops und vielem mehr für Bildungseinrichtungen jeder Art und für jedes Alter.
Die Kinderbibliothek Hamburg ist auf einer Fläche von 700 qm Modellbibliothek für Kinder. Wahrnehmen können die Kinder ein umfangreiches Programm. Herausragend sind die Räumlichkeiten wie das „Traumhaus“, das „Goldfischbecken“ oder der Forscherweg. Wer wollte da nicht wieder Kind sein?!
Die Stadtbibliothek Mannheim hat 2012 ein Projekt ins Leben gerufen, das einerseits Bücher in die Natur und zu den jüngsten Lesern bringt und andererseits dem Umweltgedanken gerecht wird. Mit einem speziell angefertigten umweltfreundlichen Lastenfahrrad werden jedes Jahr in der Sommerzeit Bücher in die Stadtparks, auf Spielplätze und in Schwimmbäder gebracht. Für die Zeit des Aufenthalts dort kann man sich diese entleihen. Daneben finden Veranstaltungen rund um Bücher und Lesen statt.
Der HumBot Coding Space der Humboldt-Bibliothek in Berlin-Reinickendorf bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, spielerisch in die Welt des Programmierens und der Robotik einzutauchen.
Wie auch kleinere Einrichtungen mit kreativen Angeboten wie Makerspaces oder dem Einsatz von Lesehunden Begeisterung wecken und vielleicht ganz neue Zielgruppen erreichen können,zeigt die Stadt- und Schulbücherei Lauenburg. Die Bibliothek erhielt für ihr Engagement 2023 den vom Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) und der Deutsche Telekom Stiftung verliehenen Preis der „Bibliothek des Jahres in kleinen Kommunen und Regionen“
Auch bundesweit finden immer wieder Veranstaltungen statt, so erstmals am Freitag, den 4. April 2025 die „Nacht der Bibliotheken“. Unter dem Motto „Wissen.Teilen.Entdecken“ öffnen Bibliotheken aller Art – ob groß oder klein, öffentlich oder wissenschaftlich, kommunal oder kirchlich getragen – ihre Türen. Ziel ist es, den Menschen die vielfältigen Angebote der Bibliotheken näherzubringen und sie zum Entdecken einzuladen.
Worauf sich Kinder und Jugendliche in Zukunft in Bibliotheken freuen dürfen
Bibliotheken müssen sich auch in Zukunft immer wieder neu erfinden, um in der digitalen Bildung und der sich stetig verändernden „Lesewelt“ Schritt halten zu können. Immer weiter entfernen sie sich von dem einstmals verstaubten Aufbewahrungsort von Büchern hin zum modernen, digitalen Lern- und Erlebnisraum, der insbesondere für Kinder und Jugendliche von großer Bedeutung ist.
Ein zentrales Ziel muss dabei die Förderung von Medienkompetenz sein, um junge Menschen auf die Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten und Bildungs- und Chancengerechtigkeit voranzubringen. Trotz allem, darf dabei jedoch das Buch nie verloren gehen, denn handelt es sich doch beim Lesen eines gedruckten Buches um eine sinnliche und haptische Erfahrung, die in besonderer Weise die Fantasie anregt und durch keine Technik zu ersetzen ist.
