Noch vor wenigen Wochen war es für uns alle unvorstellbar. – Jetzt sind unzählige Kinder und Jugendliche, meist mit ihren Müttern, mitten in Europa auf der Flucht, geflohen aus ihrer Heimat der Ukraine. Viele davon kommen in Deutschland an.
Zuerst einmal sind es Kinder und Jugendliche, beschäftigt mit Dingen, die alle Kinder und Jugendlichen in diesem Alter umtreiben. Nun sind viele traumatisiert durch das, was sie an Schrecklichem gesehen und erlebt haben.
Sie sind aber auch Schülerinnen und Schüler. Sie befinden sich auf dem Weg, die Basis für ihre Bildung zu legen, die wiederum den Grundstein für ihren weiteren Lebensweg legen wird.
Immer wieder kann man lesen, dass sich die Geflüchteten in Deutschland als „Gäste“ sehen. Sie wollen – sobald das möglich ist – zurück in ihre Heimat.
Was bedeutet das für uns für unser Bildungssystem?
Ist es vor diesem überhaupt sinnvoll, die Schülerinnen und Schüler an den Schulen aufzunehmen?
Lohnt sich der Kraftakt und als solcher ist das, was an den Schulen zu leisten ist, zu sehen, wenn sie sowieso wieder zurück gehen?
Und lohnt es sich für die Schülerinnen und Schüler eine neue Sprache zu lernen, eine neue Schrift immer vor dem Hintergrund, dass sie wieder zurückkehren wollen?
Die Fragen sind ganz klar mit „Ja“ zu beantworten. Und zwar aus mehreren Gründen:
Möglichst schnell eine Art „Alltag“ zu erleben mit Struktur und Rhythmus kann ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Und Sicherheit wünschen sich diese Kinder und Jugendlichen wohl am meisten.
Nach Englisch ist Deutsch die zweitwichtigste Fremdsprache in der Ukraine. Das Lernen der deutschen Sprache ist für die Kinder und Jugendlichen somit nicht umsonst.
Schule ist ein Ort, an dem sich Gleichaltrige treffen und austauschen können. Das Gefühl in einer Gemeinschaft aufgenommen zu werden kann einen Beitrag leisten, „Normalität“ zu erfahren.
Und zuletzt ist Bildung jedweder Art nie verlorene Zeit, bringt Menschen immer weiter.
So wurde auch auf der Kultusministerkonferenz am 10./11. März 2022 in der „Lübecker Erklärung“ beschlossen den ukrainischen Kinder und Jugendlichen möglichst zügig und unbürokratisch einen Schulbesuch in Deutschland zu ermöglichen und somit auch das in der UN-Konvention festgelegte Recht auf Bildung für jedes Kind zu umzusetzen.
Bildung kann ein „Pflaster“ sein für die Seele. Kurzfristig kann Schule als Vermittler von Bildung somit einen entscheidenden Beitrag leisten in einem komplexen Unterstützungs-system. Langfristig kann sie den Grundstein legen auf dem weiteren Weg der Schülerinnen und Schüler.