von Berta Villarino Cirici
Glücklich in der Stadt?!
Das Heimatdorf verlassen, das Glück in der Stadt versuchen – für viele Menschen auf der Welt ist das immer noch ein Weg, der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit verspricht. Wer träumt nicht vom großen Glück in der Metropole?
Dabei wird nicht nur ein kleinerer Ort gegen einen anderen größeren ausgetauscht, der vielleicht nicht einmal weit entfernt ist, manchmal nur wenige Stunden mit dem Auto, Zug oder Bus: Viel wichtiger ist die Zäsur, die dieser Schritt für eigentlich alle Betroffenen bedeutet, die persönlichen Entwicklungen, die damit einhergehen, vielfach auch schon die Tatsache an sich, das eigene Schicksal selbst in die Hand genommen zu haben. Mit dieser Zäsur erscheint den meisten eine Rückkehr in das „alte“ Leben nicht mehr möglich.
Auch Marisa, die Protagonistin aus Del pueblo a la ciudad, hat ihr ländliches Dorf Casar del Río mit 18 Jahren verlassen und kehrt nach 10 Jahren in der Metropole Madrid in ihr Heimatdorf zurück. Zwischen Hauptstadt und Dorf liegen ebenfalls nur wenige Stunden mit dem Bus – und dennoch trennen sie Welten. Die Jahre in Madrid haben Spuren hinterlassen. Wie damals ist sie immer noch eine wunderbare junge Frau, aber sie kommt gereift und deutlich selbstbewusster zurück. Sie fühlt sich wie ein anderer Mensch. Aber noch Wochen nach ihrer Rückkehr bleibt ihr Heimatdorf Casar del Río ihr nah und fern, vertraut aber auch fremd zugleich.
Aktuelle Themen und authentische Lebenssituationen motivieren zum Lesen
Marisa nimmt uns mit auf diesem Umweg zu sich selbst. Ihre Erlebnisse, Gedanken und Entscheidungen lassen uns eintauchen in aktuelle Themen der spanischen Gesellschaft: Prekäre Arbeitsverhältnisse in der Gastronomie, Verdrängung der lokalen Infrastruktur durch multinationale Unternehmen, Land- und Stadtflucht, Vegetarismus und Herausforderungen der Landwirtschaft. Authentische und aktuelle Konfliktsituationen werden voller Emotionen von unserer Protagonistin erlebt und reißen die Leserinnen und Leser mit. Die spanische Sprache wird dadurch intuitiv und vor allem gefühlsbetont erlebt.
Die Energie, mit der Marisa für ihr Glück trotz der schwierigen Umstände immer wieder kämpft, wird die Leserschaft wachhalten. Sie lebt täglich ihre Herausforderung, sich selbst treu zu bleiben und sucht so den Weg zu ihrem persönlichen Glück. Sie versucht, sich ihrer neuen, alten Umgebung anzupassen, allerdings stemmen sich der Alltag und die Familie oft gegen sie. Ihre Ideale werden weder geteilt noch verstanden. Die mit Spannung und Widersprüchen aufgeladenen Erlebnisse der Protagonisten helfen den Lernenden, tief in die Geschichte einzutauchen, sie mitzuerleben und regen so zum Nachdenken an.
Durch diese intensive Leseerfahrung lässt sich unbekanntes Vokabular in lebensnahen, authentischen Kontexten leicht erschließen, Grammatik-Konstruktionen effektiv und unterbewusst verinnerlichen und bekannter Wortschatz festigen.
Die Suche nach Lebensglück – ein facettenreicher Sprechanlass für den Spanischunterricht
Die zahlreichen Themen in De la ciudad al pueblo sind in einfacher Sprache erklärt, verständliche Darstellungen der Szenen und Beschreibungen der Menschen, Situationen und Gefühle sorgen für ein leichtes Verständnis der Geschichte. Leserinnen und Leser werden mitfühlen, mitleiden, mitkämpfen, aber auch mitgenießen.
Diese emotionalen Leseerfahrungen bieten eine gute Grundlage für lebendige Debatten im Unterricht, z. B. über die diametral entgegengesetzten Charaktere, ihre Prinzipien und Ideale; das Leben in der Hauptstadt im Kontrast zum Leben auf dem Land; die Rolle der Familie; das Gewicht der Tradition und Kultur in jedem Menschen; der Einfluss der Umgebung auf die persönliche Entfaltung etc.
Berta Villarino Cirici
Spielt jetzt: De la ciudad al pueblo (A2)
72 Seiten
mit Hörtext für Smartphone und Tablet
978-3-12-535665-8
María Rosa Serrano
10 Jahre zurück: Del pueblo a la ciudad (A1)
71 Seiten
978-3-12-535656-6